Sie sind hier: Aktuelles > Gesprächsleitfaden
Die Vorbereitungen zum Weltgebetstag 2024 laufen auf Hochtouren.
Eine Arbeitsgruppe und Frauen aus dem Vorstand haben einen Gesprächsleitfaden zu diesem schwierigen Thema erarbeitet, den Sie hier finden.
Wir wünschen viele gute Gespräche!
Vorwort
Über Israel und Palästina sprechen lernen – Leitfaden zur Annäherung an ein schwieriges Thema
Das ÖFCFE möchte einen Gesprächs- Leitfaden allen zur Verfügung stellen,
die über das konfliktträchtige Thema „Israel und Palästina“ sprechen lernen wollen. Mit
diesem Leitfaden können Gruppengespräche moderiert werden, in denen das Erzählen der
persönlichen Situation und Gefühle im Mittelpunkt stehen. Diese können zwar noch genauer
in den Kleingruppen besprochen werden, aber eine Auseinandersetzung sollte möglichst
nicht stattfinden. Denn die Sprachfähigkeit ist ein wichtiger Schritt zum Frieden.
ÖFCFE-Frauen hoffen auch, mit dieser Möglichkeit der Herangehensweise ein Angebot an
die Vorbereitungsgruppen des Weltgebetstages mit dem Länderschwerpunkt Palästina 2024
geben zu können. Gleichzeitig eignet sich das Gesprächsformat auch für andere Themen in
Gruppen.
Der Hintergrund für diesen Gesprächs-Leitfaden: Das Ökumenische Forum Christlicher
Frauen im Bereich Deutschland e.V. hat seit 2020 unter dem Motto „Doppelt empathisch –
vielfach differenziert“ Israel und Palästina im Fokus der Frauenökumene bearbeitet. Dabei
wurde deutlich, dass keine gemeinsame Positionierung zu dem Konflikt versucht werden soll,
sondern Zuhören und Erzählen ein hilfreiches Potential birgt.
Anlässlich der Mitgliederversammlung des ÖFCFE, Bereich Deutschland e.V. , am 04.11.2022
in Bamberg ergab sich eine ausdrückliche Weiterempfehlung des erprobten Leitfadens.
Dieses Gesprächsformat
- akzeptiert Storytelling mit persönlichen Erfahrungen als Wert und übt durch
Gesprächsregeln die Kultur des Zuhörens ein - ermöglicht den Beteiligten Verwundet-sein wahrzunehmen und hilft
Fassungslosigkeit oder Unsicherheit zu ertragen - unterstützt, eigene und fremde Schuld anzusprechen und auszuhalten
- macht Verbundenheit von Verschiedenen (Juden – Christen) erfahrbar
- übt ein, Vielschichtigkeit zu erkennen und
Komplexität als wesentlichen Teil des Konfliktes anzunehmen
Auf den folgenden zwei Seiten finden Sie den Leitfaden. Wir wünschen uns regen Gebrauch
und viele respektvolle und empathische Gespräche sowie positive Erfahrungen mit diesem
Gesprächs-Leitfaden.
Unser herzlicher Dank gilt allen Mitwirkenden an der Erstellung des Leitfadens.
Leitfaden für die Moderatorin
I Voraussetzungen schaffen
Wenn möglich, sollten die Gespräche in Präsenz stattfinden. Voraussetzung dafür ist ein
genügend großer Raum an einem Ort, an dem auch die Kleingruppen (mit zwei bis maximal
vier Teilnehmerinnen) circa anderthalb Stunden lang ungestört arbeiten können.
Grundsätzlich ist die Gesprächsrunde auch online durchführbar. Voraussetzung ist, dass alle
TN über ein geeignetes Endgerät und Internetzugang verfügen. Zudem muss die
Moderatorin (oder ein Mitglied der Gruppe) einen stabilen virtuellen Konferenz-raum zur
Verfügung stellen können. Und sie muss in der Lage sein, für die Kleingruppen verschiedene
Konferenzräume (breakout sessions) zu organisieren.
II Veranstaltung durchführen
1 Laden Sie die TN in der für Sie gewohnten Form ein. Machen Sie in der Einladung
deutlich, dass es bei diesem Treffen um einen persönlichen Austausch zum Thema Israel-
Palästina gehen wird – nicht um eine Informations- und Diskussionsveranstaltung.
2 Begrüßen Sie die TN, ggf. verbunden mit einer kurzen Vorstellungsrunde.
3 Führen Sie (anhand des Anschreibens oben) kurz in das Treffen ein und weisen Sie
darauf hin, dass die folgenden Gespräche vertraulich sind – und dass Sie dem Vorstand des
ÖFCFE eine knappe Auswertung dieses Treffens schicken werden, ohne die vereinbarte
Vertraulichkeit zu missachten.
4 Laden Sie jetzt die TN ein, sich Zeit zu nehmen zum Nachdenken und Erzählen: Wie
bin ich persönlich eigentlich zuerst mit dem Thema Israel-Palästina in Berührung
gekommen? Was hat mein Interesse daran geweckt? Und: Welche persönlichen
Erfahrungen haben meine Gefühle, Gedanken und Sichtweisen geprägt?
5 Erläutern Sie kurz die Regeln, die für dieses Gespräch gelten (siehe folgende
Kopiervorlage „Für Ihre Gespräche in den Gruppen“) und verteilen Sie die Kopien.
6 Bilden Sie Kleingruppen von zwei bis maximal vier TN und weisen ihnen die Räume
zu. Weisen Sie darauf hin, wieviel Zeit für die Kleingruppen zur Verfügung steht.
7 Wenn die Kleingruppen beendet sind, bitten Sie die TN um eine kurze gemeinsame
Reflexionsrunde zu den Fragen: (1) Mit welchem Gefühl bin ich aus dem Gespräch in meiner
Kleingruppe hierhin zurückgekommen? (2) Kann ich mir im Moment vorstellen, dass sich
aufgrund unseres Gesprächs etwas an meiner bisherigen Sicht auf Israel-Palästina
verändert? (3) Welchen Gedanken nehme ich heute mit nach Hause?
8 Klären Sie mit Ihrer Gruppe: Wollen wir (in einem weiteren Treffen!) am Thema
Israel-Palästina inhaltlich weiterarbeiten? Welche konkreten Fragen würden wir dann gerne
besprechen? Was brauchen wir dafür: Literatur? Eine Referentin? Wer würde evtl. bei der
Vorbereitung mitmachen?
9 Beenden Sie das Treffen in der bei Ihnen üblichen Form.
Für Ihr Gespräch in der Kleingruppe
Einigen Sie sich auf eine Teilnehmerin dieser Kleingruppe, die auf die Zeit achtet und
darauf, dass alle sich an die vereinbarten Regeln halten.
Nehmen Sie sich dann 5 Minuten Zeit, um in Stille nachzudenken und für sich einige
Stichworte dazu zu notieren:
- Wo und wie bin ich persönlich zum ersten Mal mit „Israel-Palästina“ in Berührung gekommen?
- Was hat mein Interesse daran geweckt und wachgehalten?
- Welche persönlichen Erfahrungen haben meine Gefühle, Gedanken und Sichtweisen geprägt?
Erzählen Sie anhand Ihrer Stichworte – reihum oder in beliebiger Reihenfolge. Sie haben dafür
etwa 10, maximal 15 Minuten Zeit.
Für jede von Ihnen gelten dabei folgende Gesprächsregeln:
- Dieses Gespräch ist vertraulich. Das heißt: Jede von Ihnen verpflichtet sich dazu, die Erzählungen der anderen Teilnehmerinnen nicht weiterzuerzählen – außer, einzelne stimmen ausdrücklich einer Weitergabe ihrer Erfahrungen zu.
- Während des Berichts einer der Teilnehmerinnen wird diese von den anderen nicht unterbrochen.
- Nach jedem Bericht gibt es maximal 15 Minuten Zeit für Reaktionen aus der Gruppe. Zunächst können eventuelle Verständnisfragen geklärt werden. Danach gibt es Rückmeldungen: Kommentare und gegebenenfalls Mitteilungen über ähnliche Erlebnisse oder Erfahrungen wie die der aktuellen Erzählerin. ALLE Rückmeldungen werden mit Respekt vor der Erzählerin und ihren Erfahrungen geäußert, auch wenn sie den eigenen Erfahrungen widersprechen. Das heißt: Die Gruppe urteilt nicht über das Gehörte. Es wird weder Lob noch Verwunderung, weder Tadel noch Kritik geäußert. Jeder Bericht hat seinen eigenen Wert und ist Eigentum der Erzählerin.
- Wenn alle zu Wort gekommen sind, beenden Sie Ihre Kleingruppe mit einer kurzen Auswertung: Wie habe ich die Gesprächsatmosphäre empfunden? War dieses Gespräch für mich sinnvoll verbrachte Zeit?
kompletter Gesprächsleitfaden zum Download: Gesprächsleitfaden (*.pdf-Datei, 173 KB)